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Zur Geschichte des Sternenkellers

Der Sternen und mit ihm sein Keller liegt in einem der ältesten Quartiere von Rüti, im Ferrach. Im Mittelalter der Pferch des Klosters Rüti. In vorgeschichtlicher Zeit wird der eigenartige Name „Feen Rachen“ von findigen Ethymologen ausgemacht. Sie führen den Quartiernamen auf die entzückende, sagenumwobene Anwesenheit von Feen zurück. Derselbe Forscher leitet den Namen des Sternenkellers und seine geschichtliche Deutung aus dem klösterlichen Mittelalter aus der Zeit kurz vor der Reformation her, in der die Sitten des Klerus einigermassen gelockert daherkamen. Erstmals entdeckte Kaspar Fischer, der phantasievolle Erforscher und Darsteller alles Unerklärlichen im Jahre 1999 die ursprüngliche Fassung des Namens Sternenkeller. Nach seinen Untersuchungen fusst der heutige Name Sternenkeller im Ausdruck „Stier-Nonn-Kehl-leer“, was sowohl auf die damaligen Vehältnisse intimerer Art zwischen Nonnen und Mönchen hinweist, als auch auf die Tatsache, dass der Messwein, der am Südhang der Wacht angebaut wurde, oft im Kloster selbst genossen und nicht in den Feerachen geleert wurde.

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Dass das Gebiet um den heutigen Sternen eher feucht und sumpfig war zu seiner Zeit, zeigen auch heute noch die Hochzeitswanderungen der Erdkröten, die jeden Vorfrühling auf den Treppenstufen des Sternenkellers ihre Begattungszeremonien abhalten, zum Entsetzen von manchen gar zartbeseiteten Damen, die im Halbdunkel plötzlich einem kleinen weichen Erdkrötentürmchen gegenüberstehen, sich von der triebhaften und schlüpfrigen Natur der Tierchen (zu unrecht) bedroht fühlen und oftmals in ganz unartige Ausrufe und Schreckschreie ausbrechen. Das nur nebenbei. Dass der Sternenkeller eine lange Tradition hat noch lange bevor er als Wein oder Saftkeller, geschweige denn als Kleintheater genutzt wurde, zeigen heute noch die freundlichen Besuche der Feuersalamander, die in stillen Stunden ihre Meditationen im kühlen Keller betreiben. Bitte nicht stören.

Im Jahre 1834 wurde der Sternen erbaut und sah in seiner Lebenszeit allerhand Gewerbe und Geschäftigkeit ein und ausziehen. Er war zuzeiten Bäckerei, Handlung, Amtsstube und wurde schliesslich zur Wirtschaft. Oberhalb des Restaurants im ersten Stock befand sich die Vergnügungsstätte im Ferrach: ein Tanzsaal, der bis in die 30er Jahre des letzten Jahrhunders ein beliebter Begegnungsort der Geschlechter war. Die älteren Bewohner des Quartiers erinnern sich mit leiser Wehmut an die schönen Stunden, in denen sie in ihrer Jugendzeit im Sternensaal getanzt haben, Bündnisse für’s Leben oder auch kürzer geknüpft und gelöst haben und sich im Takte des Walzers oder der Mazurka von den Strapazen des Alltags erholt haben. Ende der dreissiger Jahre, in der Kriegszeit, wurde der Saal kaum mehr benutzt und aus wirtschaftlichen Gründen in billigen Wohnraum umgewandelt.

Unzählige Menschen haben im Sternen gewohnt und gearbeitet. Bis ins Jahr 1947 wechselten in kürzeren oder längeren Abständen die Besitzer. Von dann aber blieb der Sternen im Besitz der Familie Fries. Caspar und Aline Fries betrieben die Wirtschaft bis 1964. Sie boten ihren Gästen eine familiäre, gemütliche Gastfreundschaft an. Sogar an Weihnachten war die Gaststube geöffnet für Leute, die gerade in dieser Zeit irgendwo Familienanschluss suchten. Als Caspar Fries senior 1964 verstarb, zog sich Aline auch aus dem Betrieb zurück. Das Restaurant wurde verpachtet.

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1996 setzte sich der Pächter der Wirtschaft, ein passionierter Bergwanderer, in seine geliebten Hügel ab, an den Hang des Bachtels. Da fragten sich Ilsi und Caspar Fries, die 1990 von weitläufigen Tourneen in ihre alte Heimat zurückgekehrt waren, wie es jetzt im Sternen weitergehen könnte. Christine Muser vom Genious Monday Team gab den Anstoss zur Verwandlung in eine Kulturbeiz, also in einen Ort, wo neben dem leiblichen Wohl auch das Gemüt seine Nahrung finden sollte. Die Besitzer mussten nicht dazu überredet werden, einen Umbau in dieser Richtung vorzunehmen. Ein halbes Jahr später war es soweit. Sternen und Sternenkeller konnten eröffnet werden. Unter dem Titel Gastro & Kultur wollte das Genious Monday Team den Sternen bewirten.

Sehr bald zeigte sich, dass es eine glänzende Idee war, in den Kulturbetrieb in Rüti ein etwas anderes Kleintheater einzufügen. Das GMT aber hatte mittlerweile in Wädenswil die Fabrikbeiz geöffnet und zog sich aus dem Sternen zurück. Um den Betrieb des Theaters sicherzustellen, gründeten Ilsi und Caspar Fries zusammen mit engagierten Freunden aus Rüti den Verein Sternenkeller. Das Restaurant wurde für neue Pächter ausgeschrieben. Das Glück wollte es, dass Charly Engelhard das Inserat gelesen hatte und sich zusammen mit seiner Frau Andrea dafür interessierte, neuen Wind in den Beizenbetrieb zu bringen. Wie man bald 20 Jahre später sieht, ist das aufs Beste gelungen. Der Sternen ist zu einer Wirtschaft mit besonderer Küche, mit freundlich lockerem aber professionellem Service geworden, in dem sich die verschiedensten Gäste nebeneinander und miteinander wohlfühlen können. Der Betrieb bildet in Küche und Service Lehrlinge aus.

Der Sternenkeller hat sich zu einer Perle des Kulturgeschehens im Oberland entwickelt. Er bietet auf kleinstem Raum, was ein Kleintheater braucht und hat seine besondere warme Erdlochatmosphäre bewahrt. Im Sommer 2016 haben die Gemeinde Rüti, der Lotteriefonds des Kantons Zürich und 3 Stiftungen (Zangger-Weber-Stiftung, Ernst Göhner Stiftung, Otto Gamma-Stiftung) einen sanften Umbau ermöglicht. Also ab in die Zukunft. Pardon, natürlich ab in die Gegenwart.